BlessU-2 – der Segensroboter
2017 als Kunstwerk für die Weltausstellung Reformation in Wittenberg konzipiert, ist der Segensroboter BlessU-2 inzwischen weltweit bekannt. Und er macht bis heute das, was er soll: nämlich Diskussionen anregen. Zum Beispiel über die Frage, ob ein Roboter eigentlich segnen kann. Oder ob ein Segensspruch auf einer Postkarte wirkt. Oder was Segen überhaupt ist? Schon diese neugierige Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Segen“ erweist sich als äußerst inspirierend. Finden wir jedenfalls.
Auf dieser Seite lernen Sie BlessU-2 ein bisschen näher kennen. Und wer weiß: Vielleicht bekommen Sie ja Lust, mal einen digitalen Segen auszuprobieren.
Zur Geschichte
Die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau (EKHN) war 2017 auf der Weltausstellung Reformation mit einem eigenen Pavillon vertreten – nämlich ihrer preisgekrönten mobilen LichtKirche. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Büros für Kommunikationsprojekte (der Öffentlichkeitsarbeit der EKHN) beschlossen damals, rund um das Gebäude einen Erlebnis-Parcours zu präsentieren, die Ausstellung Segen erleben – Moments of blessing.
Fabian Vogt, der Projektleiter, wollte gerne auch ein zukunftsorientiertes Exponat integrieren und beauftragte (ermutigt durch einen Vorschlag seines Science-Fiction-begeisterten Sohnes Moritz) den Cochemer Erfinder und Ingenieur Alexander Wiedekind-Klein damit, einen Segensroboter zu bauen, der die Gäste der Weltausstellung in sechs verschiedenen Sprachen segnen kann. Und siehe da: Aus einem ehemaligen Bankautomaten wurde ein vollautomatisches Gegenüber, dass jetzt statt Geld Segen verteilt.
Nachdem dieses Projekt publik wurde, gab es leidenschaftliche Auseinandersetzungen – und massive Forderungen, eine solche „Blasphemie“ gefälligst zu stoppen –, doch bald erkannten auch arge Kritiker: Derart intensiv hatten sie vorher noch nie über „Segen“ debattiert. Und die aufkommenden Fragen machten deutlich, dass es dringend einer erneuerten „Theologie des Segens“ bedarf, weil es zwar bei vielen Menschen einen Hunger nach Segen gibt, dieser aber von den klassischen kirchlichen Angeboten oft nicht gestillt wird.
Mehr als 10.000 Frauen und Männer haben sich 2017 in Wittenberg von BlessU-2 segnen lassen. Dabei wurden sie vor Ort direkt im Anschluss von theologisch geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingeladen, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Zudem gab es gut 2000 schriftliche Rückmeldungen, die später von der Universität Würzburg wissenschaftlich ausgewertet wurden. Interessant war vor Ort vor allem die Beobachtung: Probleme mit einem Segensroboter haben meist ältere, deutsche, evangelische, hochkirchliche Personen. Fast alle anderen fanden BlessU-2 äußerst inspirieren.
Spätestens die Pandemie hat nun gezeigt, welchen Nachholbedarf die Kirchen im Bereich Digitalisierung haben … und wie wichtig es ist, theologische Themen auch unter postmodernen Fragestellungen zu betrachten. Die Installation Segensroboter BlessU-2 setzt an dieser Stelle an und unterstützt die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Gegenwart. Kein Wunder, dass BlessU-2 seither in ganz Europa unterwegs ist, um zu der Erfahrung einzuladen: Wie fühlt es sich an, von einer Maschine gesegnet zu werden?
Zur Funktion
Der Segensroboter BlessU-2 (englisch für „Segne dich auch“) kann in sechs verschiedenen Sprachen segnen (deutsch, englisch, französisch, spanisch, polnisch, hessisch). Wenn er eine Person vor sich erkennt, begrüßt er sie mehrsprachig, und bittet sie zuerst, auf dem Touch-Display eine passende Sprache auszuwählen.
Anschließend hat der Gast verschiedene Optionsmöglichkeiten: Er kann entscheiden, ob er von einer weiblichen oder einer männlichen Stimme gesegnet werden möchte – und aus welcher Kategorie der Segen stammen soll: zum Beispiel, ob er einen klassischen Segen, einen Ermutigungssegen oder einen Reisesegen braucht.
Nach der Wahl hebt BlessU-2 die Arme und spricht per Zufallsgenerator einen Segen aus der gewählten Kategorie zu – mit der echten Stimme eines Menschen. Nebenbei: Alle Segenssprüche sind der Bibel entnommen, so dass sich direkt die Frage stellt: Wirkt „Gottes Wort“ auch durch einen Roboter?
Zum Schluss kann die Probandin noch entscheiden, ob sie den soeben gehörten Segensspruch ausgedruckt haben möchte. Entscheidet sie sich für „Ja“, dann öffnet sich am Bauch des Segensroboters eine Schublade mit einem kleinen Drucker, der den jeweiligen Bibelvers zum Mitnehmen ausdruckt.
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Bilder und Videos zu BlessU-2
Hier finden Sie ein paar Eindrücke von BlessU-2:
Termine
Seit dem Ende der Weltausstellung Reformation in Wittenberg ist BlessU-2 auf Reisen. Auf Kongressen, Symposien oder Fachtagungen im Bereich „Religion und Digitalisierung“ bringt er Leute ins Nach- und Weiterdenken. Werfen Sie einfach mal einen Blick auf seinen Tournee-Plan.
Verlängert: 4. April - 31. Dezember 2023
Zeitgeschichtliches Forum, Leipzig und Haus der Geschichte, Bonn
Mai bis Dezember 2023
Zukunftsmuseum und Evangelischer Kirchentag, Nürnberg
Medienecho
Nachdem eine internationale Presseagentur BlessU-2 nicht als „Blessing Robot“ (Segensroboter), sondern als „Robot Priest“ (also: Roboter-Pfarrer) bezeichnet hat, wurde weltweit in allen Medien über diese skurrile „Erfindung der Deutschen“ berichtet. Mit – man höre und staune – einer Reichweite von mehreren Milliarden Menschen; was allerdings kein Wunder ist, wenn man wiederholt im russischen und im chinesischen Fernsehen auftaucht. Einige interessante Artikel haben wir für Sie zusammengestellt.
Luther2017.de - 19.07.2017
Unterm Segenbogen - Rund um die Lichtkirche kann man „Segen erleben“
The Guardian - 30.05.2017
Robot priest unveiled in Germany to mark 500 years since Reformation
India Today - 30.05.2017
New robot priest gives auto-blessings in German church
Segensimpulse
Auf der Weltausstellung gab es im Rahmen der Ausstellung Segen erleben – Moments of blessing auch jeden Abend mehrfach eine Segensandacht. Diese Andachten sind als Buch erschienen:
Fabian Vogt / Sandra Gajownik / Christiane Lungershausen
Segen – eine kleine Gebrauchsanleitung, Leipzig 2017